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Brandenburger Dom (Stadt Brandenburg an der Havel, Dominsel)

Baubegleitende restauratorische Maßnahmen (Konservierung, Restaurierung, Rekonstruktion von Wandfassung), 2013 und 2014

Der Dom in Brandenburg an der Havel ist der älteste reine Backsteinbau mit gesicherter Datierung in der Mark Brandenburg. Die Bischofskirche wurde im 12. und 13. Jahrhundert in romanischen Bauformen errichtet. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt der Dom eine spätgotische Überformung, die die Gestalt des Gebäudes bis heute prägt. Das Langhaus und der Chorraum wurden erhöht und eingewölbt (Bild 1), die Südwand des südlichen Seitenschiffes und das Chorpolygon wurden neu errichtet. Diese Ausbaumaßnahmen führten in der Folgezeit wegen des ungünstigen Baugrundes, einer Havelinsel, zu Bauschäden. Schon unter Anleitung von Schinkel gab es 1834-36 Reparatur- und Umbaumaßnahmen. Ab 1992 musste das gesamte Gebäude durch umfangreiche statische Sicherungsmaßnahmen stabilisiert werden. Der letzte Innenraumanstrich war 1965 erfolgt. Diese Raumgestaltung war inzwischen verschmutzt und an vielen Stellen beschädigt. Durch die statischen Sicherungsarbeiten nach 1992 gab es im Innenraum zahlreiche Fehlstellen in der Putz- und Anstrichoberfläche. Daher sollte der Innenraum in den Jahren 2013 und 2014 neu gestrichen werden. Diese Malerarbeiten wurden restauratorisch begleitet, indem polychrom gestaltete Oberflächen konserviert, restauriert und zum Teil auch rekonstruiert wurden.

Im Inneren des Domes wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mittelalterliche Wandmalereien freigelegt, in den Langhausarkaden sind dies drei mittelalterliche Altarinschriften, in den Chorgewölben sind 14 Drolerieköpfe zu sehen. Vor allem die Drolerieköpfe waren durch die statischen Sicherungsmaßnahmen zum Teil beschädigt worden, sie besaßen Fehlstellen im Putz und ihre Malschicht war zum Teil gelöst (Bild 2). Die Malschicht der Drolerieköpfe wurde mit Celluloseether gefestigt. Gelockerter Wandputz wurde durch die Injektion eines mineralischen Hinterfüllmörtels konserviert. Putzfehlstellen wurden mit Kalkmörtel ergänzt. Zuletzt wurde die Malschicht mit Gouachefarben retuschiert bzw. rekonstruiert (Bild 3).

Die ornamentalen Schlusssteine in Langhaus, Querhaus, Chor und Krypta besitzen polychrome Fassungen der Gründerzeit, die lediglich gereinigt, konserviert und leicht retuschiert werden mussten. In den Seitenschiffen ruhen die Gewölbe auf sehr originellen figürlichen mittelalterlichen Konsolsteinen. Deren Erstfassung wurde schon um 1970 freigelegt und retuschiert. Diese Oberflächen waren ebenfalls zu reinigen, zu konservieren und zurückhaltend zu retuschieren. Die Schlusssteine der Seitenschiffe und die Kapitelle und Gewölbekonsolen des Mittelschiffs besaßen unhistorische Fassungen aus der Zeit nach 1965 (Bild 4). Insgesamt war eine Rekonstruktion der spätgotischen Raumfassung des Domes geplant. Daher sollten diese Oberflächen ebenfalls wieder ihre spätgotische Fassung nach Originalbefunden erhalten. Hierzu wurden lose jüngere Leimfassungen entfernt und die Oberflächen mit rotem Ocker, gebunden in Celluloseether und einem geringen Anteil Dammarfirnis, grundiert. Für die Neufassung wurden das gleiche Bindemittelgemisch und auf Wunsch des Bauherrn historische Pigmente verwendet: Zinnober-Rot, Malachit-Grün, Azurit-Blau, Bleizinn-Gelb und Holzkohle-Schwarz (Bild 5). Die Wand- und Gewölbeoberflächen des Doms wurden von einer Malerfirma bearbeitet. In der Apsis der romanischen Krypta wurde die bauzeitliche Farbigkeit der Rippen durch das Restauratorenteam nach Befunden rekonstruiert (Bild 6, 7).




Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 1

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 2

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 3

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 4

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 5

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 6

Restaurierung-Drott - Sernow
Bild 7