UDO DROTT

Restaurierung

Referenzen

Dorfkirche Glindow (Stadt Werder/Havel, Brandenburg, Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Untersuchung auf historische Farbigkeit am Orgelprospekt, Rekonstruktion der Holzimitationsmalerei aus der Zeit von Friedrich August Stüler, 2020/21

Bild 1

Die mittelalterliche Feldsteinkirche in Glindow, einem Ortsteil von Werder/Havel, wurde 1853 unter der Leitung von Friedrich August Stüler ausgebaut und neu gestaltet (Bild 1). Der Innenraum erhielt dabei eine neugotische Ausstattung, die vollständig erhalten geblieben ist. Die Westhälfte des Kirchensaals wird von einer Hufeisenempore umfangen, auf deren Westseite der Orgelbauer Carl Ludwig Gesell (Potsdam) eine Orgel in Formen der Neugotik errichtete (Bild 2).

Bild 2

Das Instrument erfuhr in der Zwischenzeit mehrere Reparaturen und Umbauten, wobei auch der Orgelprospekt zweimal überstrichen wurde. Im Jahre 2020 wurde die Orgel von der Orgelbaufirma Schuke (Werder/H.) restauriert. Begleitend zu dieser Maßnahme wurden die historischen Fassungen des Orgelprospekts untersucht und dokumentiert. Die Erstfassung des Gehäuses war eine Holzimitationsmalerei mit vergoldeten Kreuzblumen an der Spitze des Orgelprospekts. Nach ausführlichen Diskussionen wurde beschlossen, die Erstfassung des Orgelgehäuses zu rekonstruieren. Denn in den letzten 20 Jahren wurde auch im Kirchenschiff und an der Empore die bauzeitliche Holzimitations-Fassung rekonstruiert. Auf diese Weise würde die Orgel wieder im gleichen Gestaltungszusammenhang präsentiert, wie er zur Bauphase von Friedrich August Stüler intendiert war.

Für die Rekonstruktion der Erstfassung blieben die vorhandenen Fassungsebenen des Orgelprospekts erhalten, sie wurden lediglich angeraut, Fehlstellen im Holz wurden gekittet. Darauf wurde mit Ölfarbe ein deckender hellbrauner Grundanstrich aufgetragen. Nachdem dieser gut durchgetrocknet war wurde mit einer ölgebundenen Lasur eine Holzmaserierung aufgetragen. Diese wurde anschließend mit einer lasierenden Mischung aus Pigmenten und abgestandenem Bier getönt. Abschließend erhielten die maserierten Oberflächen einen Schlussüberzug mit Hartwachsöl (Bild 3, 4). Die ursprüngliche Ölvergoldung der Kreuzblumen auf dem Orgelprospekt wurde auf Wunsch der Kirchengemeinde durch Goldbronze imitiert.

Bild 3

Bild 4